Ein Brustgeschirr bietet Sicherheit bei unübersichtlichen Passagen und in steinigem Gebiet.

Notfälle beim Wandern

Sommer- und Herbstzeit ist Wanderzeit. In den Bergen können sich unsere Vierbeiner so richtig austoben und ihren Bewegungsdrang in der freien Natur ausleben. Doch wie überall im Leben lauern auch dort Gefahren und Unfälle können passieren. Im Ernstfall gilt es vorbereitet zu sein.

Auf welche Situationen soll ich als Wanderer gefasst sein:

Unsere Empfehlung: In jeden Wanderrucksack gehört ein kleines Notfallset für den Hund. Ausgerüstet mit Verbandsmaterial, Wunddesinfektionsmittel, Fieberthermometer, Pinzette, sauberen Handschuhen, Durchfalltabletten und vielem mehr.

Ein Brustgeschirr bietet Sicherheit bei unübersichtlichen Passagen und in steinigem Gebiet.

Wunden, Schnittverletzungen
und Bisse

Ein falscher Tritt auf einem scharfkantigen Stein, eine Scherbe auf dem Boden oder bei kurzem Fell gar wildes Rennen im Unterholz können zu Schürfungen und Schnitten in der Haut führen.

Oberflächliche Schürfwunden können desinfiziert und offen belassen werden. Für die nächsten 3-4 Tage soll die Wunde auf Schwellung, Rötung, Schmerzhaftigkeit und Wärme beobachtet werden. Falls eines oder mehrere dieser Anzeichen auftreten, spricht dies für eine Entzündung und der Hund sollte einem Tierarzt vorgestellt werden. Tiefere Wunden, welche die ganze Haut durchdringen und grösser als 1 cm sind, sollten mit Kochsalzlösung gespült, desinfiziert und verbunden werden. Bei starken Blutungen soll ein Druckverband angelegt werden. Diese Wunden sollten in den nächsten 24 Stunden von einem Tierarzt kontrolliert werden. Falls die Blutung nicht gestoppt werden kann ist schnellstmöglich ein Tierarzt aufzusuchen. Wie man einen korrekten Wundverband anlegt, kann in Nothelferkursen für den Hund erlernt werden.

Auf Wanderungen trifft man oft auf Artgenossen, doch nicht jeder Hund ist verträglich mit anderen Hunden. Versuchen Sie im Voraus mit dem Besitzer abzuklären ob der eigene Hund angeleint werden soll. Falls es trotz aller Vorsichtsmassnahmen zu einer Rauferei kommt, entstehen oft Verletzungen der Haut. Bei einem Kampf mit einem grossen und kleinen Hund können im schlimmsten Fall schwerwiegende Verletzungen für den Kleinen die Folge sein. Eine Eröffnung der Brusthöhle oder der Bauchhöhle, Brüche und Rückenverletzungen sowie Kopfverletzungen sind möglich. Kontrollieren Sie umgehend ob der Hund ansprechbar und gehfähig ist. Beobachten Sie Atmung und Kreislauf. Wurde der Kleine geschüttelt, sollte er auf jeden Fall dem Tierarzt vorgestellt werden und für die nächsten 24 Stunden sehr gründlich beobachtet werden. Suchen Sie die Haut nach Verletzungen ab, scheiteln Sie dazu vorsichtig das Fell im Abstand von 1-2 cm und untersuchen Sie den Hund von Kopf bis Rute. Sind kleinere Bissverletzungen, welche die Haut vollständig durchdringen, vorhanden, sollte der Hund noch am selben Tag dem Tierarzt vorgestellt werden. Auch wenn die Verletzung von aussen klein erscheint, ist innen durch das Reissen oft ein grosser Hohlraum entstanden. Bei massiven Verletzungen ist so schnell wie möglich den Tierarzt aufzusuchen.

Stürze

Stürze können zu Verletzungen von unterschiedlichem Ausmass führen. Von leichten Prellungen bis hin zu Brüchen und Kopfverletzungen. Ideal ist es, wenn diese durch entsprechende Vorsichtsmassnahmen verhindert werden können. Ziehen Sie dem Hund ein korrekt angepasstes Brustgeschirr an und nehmen Sie ihn bei unsicheren Passagen an die kurze Leine um ihn sicher durchzuführen. Macht der Hund einen Fehltritt so können Sie ihn am Brustgeschirr hochziehen. Bei einem Halsband schlüpft der Hund heraus, bricht sich das Genick oder wird stranguliert, wenn er abstürzt. Auch kann der Hund beim Überqueren von Baumstämmen oder grossen Felsen mit dem Brustgeschirr besser unterstützt werden.

Bei einem Sturz gilt es Ruhe zu bewahren und auch die eigene Sicherheit zu bedenken. Der Helfende soll nicht selbst zum Notfall werden. Kann der Hund gefahrlos geborgen werden, sollten das Bewusstsein und der Bewegungsapparat geprüft werden. Kontrollieren Sie Atmung, Kreislauf und Puls alle 5-10 Minuten. Brüche sollen nicht bewegt werden, und so gut es geht stabilisiert werden. Gebrochene Gliedmassen dürfen nicht belastet werden. Im Zweifelsfall soll der Hund getragen werden. Bei Verdacht auf Rückenverletzungen oder mehrere Brüche soll der Hund auf einem Brett transportiert werden. Offene Wunden sollen mit Kochsalzlösung oder im Notfall bei starker Verschmutzung grosser Wunden mit Wasser gespült und steril abgedeckt werden. Kann der Hund selbst nicht geborgen werden, sind entsprechende Institutionen vor Ort zu kontaktieren. Falls möglich soll erste Hilfe am Hund geleistet werden bis entsprechende Einsatzkräfte eintreffen.

Hitzeschlag

Im Hochsommer sind Wanderungen im Waldgebiet vorzuziehen um einen Hitzeschlag zu vermeiden. Bei feuchtwarmem Wetter gilt besondere Vorsicht. Pausen müssen unbedingt eingeplant werden um eine Überbelastung zu vermeiden. Wenn der Hund nach intensiver Bewegung in der prallen Sonne plötzlich, starkes Hecheln, Unruhe oder gar ein gestörtes Bewusstsein zeigt, messen Sie die Körpertemperatur. Falls diese > 41 Grad beträgt bringen Sie den Hund umgehend in den Schatten, nässen Sie vorsichtig das Fell. Eis ist kontraproduktiv. Bei zu extremer Kälte ziehen sich die Gefässe zusammen und die Kälte gelangt nicht mehr zur Körpermitte. Stellen Sie den Hund so schnell wie möglich einem Tierarzt vor. Folgeschäden sind auch in den nächsten Tagen möglich und können zum Tod des Hundes führen.

Stiche und Vergiftungen

Stichverletzungen von Bienen oder Wespen sollten umgehend gekühlt werden. Stiche im Bereich von Gesicht und Maul sollten besonders gut beobachtet werden. Atemnot ist möglich. Bei Schlangenbissen sollte die Schlange fotografiert werden, um die Art bestimmen zu können.

Vergiftungen durch Aufnahme unterschiedlicher Substanzen können auch beim Wandern vorkommen. Mögliche Anzeichen sind massives Erbrechen oder Durchfall sowie Veränderungen von Bewusstsein und Allgemeinzustand. Bei Aufnahme einer Substanz kann innert zwei Stunden durch den Tierarzt Erbrechen ausgelöst werden. Informationen bei Aufnahme potenziell giftiger Substanzen gibt es bei Tox Info Suisse über das Notfalltelefon 145 oder auf www.toxi.ch.

Ein Brustgeschirr bietet Sicherheit bei unübersichtlichen Passagen und in steinigem Gebiet.

Raupen des im Tessin vorkommenden Pinien-Prozessionsspinners können bei Kontakt schwerwiegende Verletzungen in der Maulhöhle des Hundes verursachen. Ein Absterben der Zunge unterschiedlichen Ausmasses ist die Folge. Der Kontakt ist dringend zu vermeiden. Bei einem mögliche Kontakt ist die Maulhöhle sofort gründlich zu spülen und umgehend ein Tierarzt aufzusuchen. Achten Sie auf Ihre Sicherheit!

Pinien-Prozessionsspinner (Foto: insects.ch)

Nothelferkurse für Hundehaltende

Haben Sie Fragen zu den einzelnen Punkten oder möchten Sie noch mehr über die Erstversorgung von Hunden lernen? Anhand von praktischen und theoretischen Beispielen lernen Sie in unseren Nothelferkursen, wie Sie Ihrem Hund in einer Notsituation richtig helfen können. Die aktuellen Termine finden Sie hier: Veranstaltungen.